Staatliches Berufliches
Schulzentrum Ansbach-Triesdorf

Demo 1Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2018, fuhren die Schüler zweier Berufsintegrationsklassen (BIK 11b und BIK 11e) zu einer Exkursion nach Nürnberg. Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler von drei Lehrkräften: Dorota Bergler (BSZ), Thorsten Dobrinski (BSZ) und Timur May (Kolping). Das Ziel der Exkursion war die Besichtigung des Industriemuseums, in dem die Geschichte der Industrialisierung am Beispiel Nürnbergs dokumentiert ist und ein Besuch der „Straße der Menschenrechte“.

 

Im Industriemuseum stand vor allem die Veranstaltung „Räder, die die Welt bewegten“ auf dem Tagesplan, die von Frau Dr. Claudia Merthen geleitet wurde. Zuerst führte Frau Dr. Merthen die Gruppe in die „Tafelhalle“, wo sie einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Museums gab. Die Schüler erfuhren, dass das Museum in der ehemaligen Schraubenfabrik des von Julius Tafel gegründeten Eisenwerks „J. Tafel & Co.“ errichtet wurde.

In der Tafelhalle durften die Schüler bei einem Zeitkreis mitmachen, dessen Ziel war, die Vergangenheit und die Epochen kurz zu thematisieren. Dann schauten sie sich eine Postkutsche und das Modell der ersten deutschen Eisenbahn an. Frau Dr. Merthen erklärte ihnen, welchen technischen Fortschritt die Entwicklung der Eisenbahn hatte und wie die Menschen damals darauf reagiert haben. In einem Workshop konnten sich die Schüler gedanklich mit der Entwicklung der Geschwindigkeit und den Vorteilen der technischen Entwicklung auseinandersetzen.

Das nächste Ausstellungsstück, das sich die Schüler anschauten, war die von Wilhelm Späth im Jahre 1869 konstruierte Dampfmaschine. Die durch lange Lederriemen übertragene Kraft dieser Dampfmaschine konnte gleichzeitig mehrere Maschinen antreiben, was für die Produktion einen Fortschritt bedeutete, denn eine derartige Maschine konnte mehrere Menschen ersetzten und es konnten große Mengen an z. B. Schrauben viel schneller hergestellt werden. Die Männer, die in einer solchen Fabrik beschäftigt waren, mussten um Mitte des 19. Jahrhunderts täglich bis zu 18 Stunden arbeiten. Die Wohnungen, in denen die Fabrikarbeiter mit ihren oftmals großen Familien wohnten, waren jedoch sehr klein.

Neben einer Arbeiterwohnung konnten sich die Schüler auch eine Zahnarztpraxis aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert, eine Schule aus der Zeit um 1910, einen Friseursalon und die Geschichte der Elektrifizierung im Haushalt anschauen.Demo 2Demo 3

 

 

 

 

Demo 4Schüler der Klassen BIK 11b und BIK 11e in einem Klassenzimmer um 1910.

Nach der Führung besichtigten die Schüler das Museum noch auf eigene Faust, wobei sie vor allem die Fahrzeuge – insbesondere Motorräder und die ersten Autos - bewunderten.

Um 13 Uhr fand die Führung in der „Straße der Menschenrechte“ statt. Einführend zeigte die Museumspädagogin, Frau Stefanie Leisenheimer, den BIK-Schülern das Modell der „Straße der Menschenrechte“ und erklärte, wie es zu der Entstehung dieser weiträumigen Außenskulptur, die von dem israelischen Künstler Dani KarDemo 6avan in der Kartäuserstraße geschaffenen wurde, kam. Danach ging die Gruppe zum weißen Eingangstor, durch das man die Straße der Menschenrechte Richtung Süden betritt, und betrachtete in dessen Rahmen die Aufschrift „töte nicht“, die auf Hebräisch eingraviert worden ist. Frau Leisenheimer erklärte, dass dieses Zitat aus der Tora stammt und dem 5. Gebot aus dem Christentum „du sollst nicht töten“ entspricht.

 

 

 

 

 

 

 

Demo 5Zusammen mit der Museumspädagogin, Frau Stefanie Leisenheimer, blicken die BIK-Schüler auf die „Straße der Menschenrechte“.

Nun schauten sich die BIK-Schüler die „Straße der Menschenrechte“, die aus 27 Rundpfeilern aus Beton (8 m hoch und 80 cm Durchmesser), zwei Betonplatten und einer Säuleneiche besteht, an. In jede dieser Säulen sind Menschenrechtsartikel auf Deutsch und in einer anderen Sprache eingraviert. Die Zahl entspricht dem jeweiligen Artikel der Erklärung der Menschenrechte. So steht zum Beispiel auf der ersten Säule Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Übersetzt ist dieser Artikel auf Jiddisch, weil im 2. Weltkrieg so viele Juden umgebracht worden.

Bereichert wurde die Führung mit einem Workshop, in dem sich BIK-Schüler mit den Inhalten der 30 Artikel aktiv beschäftigten, in dem sie sich Gedanken machten, welcher Artikel für sie der wichtigste ist. Die erste Gruppe wählte Artikel 7 „Gleichheit vor dem Gesetz“, der auf Englisch übersetzt worden ist, die zweite Gruppe wählte Artikel 14 „Recht auf Asyl im Falle der Verfolgung“, der auf Armenisch übersetzt worden ist. Die dritte Gruppe fand die Säuleneiche mit dem Artikel 21 besonders wichtig und interessant, die auch alle Sprachen repräsentiert, die auf den 27 Betonsäulen keinen Platz gefunden haben.Demo 7

Am Haus rechts von der Säuleneiche (Richtung Süden) ist der Inhalt des Artikel 21 angebracht.

 

 

 

 

Demo 8Auf dem Foto sind die BIK-Schüler und die Säuleneiche, die den Artikel 21 repräsentiert, zu sehen.

Frau Leisenheimer erklärte den BIK-Schüler die Intention des 100 Meter langen Kunstwerks, das nicht nur an die Einhaltung der Menschenrechte in der ganzen Welt errinnern sollte, sondern auch eine Anklage gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten ist.

Zum Lehrplan der Berufsintegrationsklassen gehört unter anderem auch die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, den Grundwerten und dem Kulturgut der Deutschen. Die Schüler der Klassen BIK 11b und BIK 11e übten die genannten Inhalte in der Schule anhand von geeigneten Unterrichtsmaterialien. Durch die Führungen im Museum der Industrie und in der „Straße der Menschenrechte“ konnten sie diese Thematik vertiefen, vergegenwärtigen und sich das Wesentliche besser einprägen.

Spricht man über die deutschen Werte, stellt man fest, dass die oben genannten Bereiche miteinander verknüpft sind. So gehört dazu zum Beispiel die Geschichte der Industrialisierung, denn der im Laufe der Zeit entwickelte technische Fortschritt hat das gegenwärtige Leben in Deutschland und auf der ganzen Welt stark beeinflusst.

Auch Geschichte im Zusammenhang mit der Verantwortung Deutschlands hatte Einfluss auf die Wertschätzung solcher Werte wie zum Beispiel Demokratie, Frieden, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz oder Respekt gegenüber anderen Kulturen. Deshalb wurde in den Klassen BIK 11b und BIK 11e nicht nur die demokratische Grundordnung des heutigen deutschen Staates besprochen, sondern auch die Ideologie des Nationalsozialismus, einer radikalen und rassistischen politischen Bewegung, in der z. B. die Gewaltenteilung aufgehoben wurde und in der die arische Rasse die „hochwertige“ war und die Juden oder die slawischen Völker die „minderwertigen Rassen“ waren. Indem die Schüler der Berufsintegrationsklassen beide politische Systeme vergleichen, können sie den Wert der Demokratie und der Menschenrechte mehr schätzen. Aber wie es auch im Artikel 33 des Grundgesetzes steht: „Der Bestand des demokratischen Rechtsstaates hängt von der Einsicht eines jeden Bürgers ab, dass Rechte und Pflichten eine untrennbare Einheit bilden.“, müssen alle Bürger Deutschlands auch Pflichten wahrnehmen. In den Klassen BIK 11b und BIK 11e werden Bürgerpflichten öfter im Unterricht thematisiert.

Text und Fotos: Dorota Bergler, M. A.

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